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Während meines Krankenhausaufenthaltes habe ich unsere Erfahrungen mit dem Ärzten, den Krankenschwestern sowie vor allem mit der Versorgung unseres Sohnes Jonas niedergeschrieben.

Jonas Jakob Schloß wurde am 15.10.2003 im Klinikum Ingolstadt per Kaiserschnitt geboren.
Geburtsgewicht: 2.280 g
Größe: 48 cm
Jonas
kam ca. 4 Wochen zu früh auf die Welt.

08.10.2003:
Letzte Schwangerschaftsuntersuchung bei meinem betreuenden Gynäkologen in Gräfelfing. Auffällig war, dass ich die Kindsbewegungen von Jonas noch weniger als gewohnt gespürt habe. Prof. Knitza teilte mir mit, falls die Kindsbewegungen weiterhin weniger spürbar seien, sollte ich sofort zu ihm kommen. Ansonsten war alles 'normal'.

10.10.2003:
Abends hatte ich Schmerzen im Unterleib - nach kurzem Hinlegen vergingen diese jedoch wieder.

Morgens traten die gleichen Schmerzen auf wie am Vorabend - ich überlegte, ob ich nicht in die Wolfart-Klinik fahren sollte und ein CTG schreiben lassen sollte (Samstag). Da wir jedoch Besuch hatten und die Schmerzen nach kurzer Zeit wieder vergingen, fuhr ich zusammen mit Bernhard nach Ingolstadt zu meiner Mutter. Geplant war, dass wir am nächsten Tag zusammen nach Geroldshausen zur Geburtstagsfeier meines Großvaters fahren wollten. Tagsüber hatte ich auch keine weiteren Schmerzen, sodass ich davon ausgegangen bin, dass diese Schmerzen normal für eine Schwangerschaft seien.

ca. 23.00 Uhr: Kurz vor dem Bettgehen bemerkte ich bereits mehr 'Wasser' als gewohnt in meinem Slip.

12.10.2003:
Als ich gegen 01.00 Uhr nachts aufwachte, hatte ich bereits Fruchtwasser verloren. Ich weckte sofort Bernhard auf und als ich ihm mitteilte, dass ich bereits Fruchtwasser verliere, sagte er nur: "Scheiße". Wir weckten meine Mutter auf und riefen in der Wolfart-Klinik an, um zu erfragen, wie wir uns verhalten sollten. Man teilte uns mit, dass wir in die nächstgelegene Klinik fahren sollten. Beim Aufstehen verlor ich fast das gesamte Fruchtwasser - mein Bauch wurde kleiner und kleiner.

ca. 1.30 Uhr: Klinikum Ingolstadt - Notaufnahme:
Zuerst wurden meine persönlichen Daten aufgenommen und ich wurde gefragt, ob ich verheiratet bin oder ledig bin und welcher Kirche ich zugehörig bin. Was ich habe, warum ich in der Notaufnahme sei, wurde erst einmal nicht erfragt!
Dann fuhr mich Bernhard mit dem Rollstuhl in den Kreißsaal, wo mich bereits 2 Hebammen erwarteten. Ich wurde sofort an das CTG angeschlossen, aber Wehen hatte ich noch keine. Danach wurde ich von der diensthabenden Stationsärztin Frau Dr. Hasenfratz (!) untersucht und sie teilte mir bereits in dieser Nacht mit, dass ich ohne Kind nicht mehr aus dem Klinikum Ingolstadt entlassen werden würde. Über diese Aussage war ich sehr enttäuscht, weil ich meinen Sohn eigentlich in Gräfelfing entbinden wollte. Ich befand mich offiziell erst in der 34. Schwangerschaftswoche und mit dieser frühen Geburt konnte keiner rechnen, zumal ich drei Tage zuvor noch bei meinem Gynäkologen gewesen bin und alles in Ordnung schien. In dieser Nacht fing man noch mit der Lungenreifung an (man bekommt innerhalb von 48 Stunden 2 Spritzen) und man verabreichte mir alle 6 Stunden Antibiotika, um eine Infektion vorzubeugen. Darüber hinaus hängte man mich noch an Tropf mit einem wehenhemmenden Mittel. Erst gegen 4.00 Uhr lag ich auf der Station in meinem Zimmer. An Schlaf war natürlich erst einmal nicht zu denken. Ich durfte nicht mehr aufstehen - auch nicht mal mehr, um auf die Toilette zu gehen!

12.10.2003:
An diesem Tag ließ sich tagsüber kein Arzt bei mir blicken - ich lag in meinem Bett, durfte nicht aufstehen und bekam weiterhin alle 6 Std. Antibiotika per Transfusion. Bernhard fuhr nach Germering, um mir Kleidung zu holen. Für ihn war es Stress pur, weil er bei Siemens unheimlich beruflich eingespannt war und jetzt die Hin- und Herfahrerei zwischen München/Germering und Ingolstadt bevorstand. Zum Glück hatte ich meine Mutter, die mich moralisch aufbauen konnte. Ich telefonierte mit vielen meinen Freunden, die mich auch fast alle im Laufe dieser Woche besuchten. Mir war an diesem Tag nicht bewusst, wie es mit mir und meinem noch ungeborenen Baby weitergehen würde. Mir ging es gut - Wehen hatte ich keine, weil man mir bereits seit Stunden auch noch ein wehenhemmendes Mittel per Tropf verabreichte. Psychisch war ich aber sehr angespannt, weil ich nicht wusste, was mir noch alles bevorstand. Tagsüber wurde ich ca. alle 4 Std. ans CTG angeschlossen, um evtl. Wehentätigkeiten festzustellen. Die Schwestern und Hebammenschülerinnen hatten mit mir einiges zu tun!

13.10.2003:
Bei der morgendlichen Visite verwechselte mich der Chefarzt Prof. Keller mit meiner Bettnachbarin. Ich kochte innerlich und fühlte mich nicht besonders wohl im Klinikum Ingolstadt. Prof. Keller ist ein richtiger 'Kauz' und ich brauchte Tage, um mich an ihn zu gewöhnen. Später kam die diensthabende Oberärztin Frau Dr. Schmücker. Ich beschwerte mich bei ihr, weil mir keiner sagte, wie es weiterginge. Sie holte daraufhin meine Akte und erklärte mir einiges. Zur Visite kam zwar weiterhin Prof. Keller, aber ich fühlte mich inzwischen 'aufgehobener' und besser betreut.

14.10.2003:
Nachts gegen 04.00 Uhr war die Lungenreifung abgeschlossen. Ich entschloss mich für eine Spontangeburt mit vorheriger Einleitung. Die erste Einleitung erfolgte noch am Morgen, die zweite am Nachmittag. Diese Einleitungen empfand ich als recht schmerzhaft und nach der zweiten Einleitung stand für mich fest, dass ich keine weitere Einleitung mehr zulassen würde. Frau Dr. Schmücker meinte, es kann sein, dass man bis zu 10 Einleitungen braucht, um Wehen zu bekommen. Bei mir stellte sich keine einzige Wehe ein und ich teilte ihr noch am Abend mit, dass ich am nächsten Morgen meinen Sohn per Kaiserschnitt entbinden lassen wolle. Die Kindsbewegungen wurden auch immer weniger und ich hatte Angst davor, dass Jonas behindert werden könne, wenn ich noch länger warten würde, zumal das Fruchtwasser bereits 2 Tage vorher abgegangen ist. Es bestand ja weiterhin die Möglichkeit, dass sich über Nacht die Wehentätigkeit einstellt. Jedoch verspürte ich keine einzige Wehe - trotz zwei Einleitungen. 
Bis zum Nachmittag war ich an diesem Tage alleine, weil Bernhard noch arbeiten musste. Die Schmerzen der Einleitung waren zwar jeweils eine Stunde nach Verabreichung des Gels wieder weg, jedoch machte ich mir nach wie vor Sorgen um meinen ungeborenen Sohn. Außerdem wurde die Situation für mich persönlich immer anstrengender und aufreibender je länger ich im Krankenhaus lag und nichts 'vorwärts' zu gehen schien.

15.10.2003:
07.00 Uhr: An diesem Morgen wussten die Krankenschwestern der Station nicht, dass mir ein Kaiserschnitt bevorstand. Außerdem fehlte mir noch die Aufklärung des Anästhesistens über die OP.

08.00 Uhr: Gleich am Morgen kam Prof. Lenz zu mir und klärte mich über die Spinalanästhesie auf. Er machte einen sehr guten Eindruck und erklärte alles sehr gründlich. Ich fühlte mich gut aufgehoben für die bevorstehende OP. Dass sich innerhalb der nächsten zwei Stunden mein Leben verändern würde, war mir zwar klar, aber dass sich alles so entwickeln würde, das konnte wohl keiner absehen.

08.30 Uhr: Gegen 08.30 Uhr war ich im Kreißsaal und wurde auf den Kaiserschnitt vorbereitet (Rasieren + Legen des Blasenkatheters). Eine andere Sectio stand noch vor meiner eigenen an und wir mussten noch ein wenig warten, bis wir in den OP-Saal konnten.

09.45 Uhr - 10.45 Uhr: Im OP-Saal ging alles sehr schnell. Ich bekam meine Spritze und danach ging alles sehr schnell. Prof. Lenz überprüfte, ob die Narkose wirkte und gegen 10.12 Uhr wurde das Skalpell angesetzt und drei Minuten später war der neue Erdenbürger auf der Welt: Jonas Jakob Schloß. Jonas wog 2.280 g und hatte eine stattliche Größe von 48 cm. Sein Kopfumfang betrug 31 cm. Ein kleines, zierliches Kerlchen! Während der OP hielt Prof. Lenz meinen Kopf und sprach mit mir über die neue Komfort-Abteilung im Klinikum Ingolstadt und erklärte ausführlichst die Vorgänge im OP-Saal. Prof. Lenz war zu diesem Zeitpunkt ein wichtiger Mann für mich. Bernhard war zwar beim Kaiserschnitt dabei, wurde aber sofort nach der Geburt vom Kinderarzt gebeten, mitzukommen. Wie jedes Neugeborene, musste Jonas untersucht werden. Ich bekam meinen Sohn nur ganz kurz zu Gesicht und schwupp war er schon wieder verschwunden. Die Erstuntersuchung durch den Kinderarzt ergab, dass Jonas nicht 6 Wochen zu früh auf der Welt sei, sondern dass Jonas den Eindruck eines Kindes von 35 + 5 (36. Schwangerschaftswoche) entsprach. Bernhard kümmerte sich rührend um Jonas, während ich genäht wurde und anschließend im Aufwachraum eine ganze Stunde verbringen musste, bevor ich wieder auf die Station zurück durfte. 

10.45 - 12.00 Uhr: Im Aufwachraum beobachtete ich genau jeden neuen 'Patienten-Eingang'. Mir ging es sehr gut; ich hatte keine Schmerzen, sondern nur tierisch Hunger. Außerdem war es mir ein wenig langweilig und ich dachte an meinen Henning Mankell-Roman, der in meinem Zimmer lag und darauf wartete, gelesen zu werden! Komisch Gedanken nach einem Kaiserschnitt.

12.00 Uhr: Als ich wieder zurück auf der Station war, konnte ich endlich meinen kleinen Sohn in die Arme schließen und begutachten. Welch ein Gefühl!

Am Nachmittag kamen Lydia und Karl zu Besuch, um ihren Enkel zu bestaunen. Das taube Gefühl in meinen Beinen hielt ca. 5 Std. an - danach kamen leichte Schmerzen und ich benötigte ein Schmerzmittel. Am Abend teilte man uns mit, dass Jonas in die Kinderklinik müsse, weil man den Verdacht hatte, dass Jonas eine Infektion hat. Wenigstens hatten wir Jonas einige Stunden bei uns auf dem Zimmer. Man muss aber zugeben, dass man nach einem Kaiserschnitt nicht in der Lage ist, sein Kind selbst zu versorgen - man benötigt einfach noch Hilfe, weil man noch nicht ausreichend Kraft hat, sein Kind zu halten und gleichzeitig aufzustehen.

16.10.2003:
Endlich durfte ich aufstehen. Jedoch war das erste Aufstehen in der Früh sehr, sehr  schmerzhaft und ich dachte anfangs, ich komme nicht aus dem Bett heraus - geschweige denn ins Bad. Dafür durfte ich nach 5 liegenden Tagen endlich mal wieder selbst auf die Toilette gehen. Das war ein tolles Gefühl, wenn ich auch noch Schmerzen mit meiner Bauchnarbe hatte. Der erste Blick in den Spiegel löste bei mir auch einen Schreck aus, weil ich das Gefühl hatte, ich sehe aus wie ein Hängebauchschwein. Dieses Gefühl legte sich jedoch bald wieder, weil sich mein Bauch sehr schnell zurückbildete.

Die ersten Stillversuche mit Jonas in der Kinderklinik. Jonas ist zwar gesund, hat aber ab und an sog. Sättigungsabfälle (Sauerstoffgehalt im Blut ist unter 100 %). Er vergisst ab und an das Atmen, muss jedoch nicht beatmet werden oder in den Brutkasten. Man geht davon aus, dass Jonas dies hat, weil er ein Frühchen ist.

17.10.2003:
Prof. Keller ist außer Haus. Er hat sich bereits am Vortag bei mir 'abgemeldet'. Am Vormittag besuche ich Jonas, um ihn zu füttern. Jonas isst schlecht und es droht ihm eine Magensonde.

Eine Kinderkrankenschwester erzählt mir in einem Gespräch, dass es sein kann, dass Jonas nach Neuburg/Donau verlegt wird. Am frühen Nachmittag kommt der diensthabende Kinderarzt zu mir und möchte Jonas verlegen. Jedoch sollen wir uns das in Ruhe überlegen. Gute Nachricht: Jonas ist stabil und hat keine Infektion bekommen. Außerdem konnte das verabreichte Antibiotika wieder abgesetzt werden. Eine Überwachung (EKG, Puls, Sättigung) bleibt Jonas noch nicht erspart. Bernhard fällt aus allen Wolken, als er von der Verlegung erfährt. Er geht zum Kinderarzt, um sich zu beschweren und dieser verweist ihn an den zuständigen Oberarzt Dr. Wild. Bernhard droht mit Konsequenzen. So aufgebracht habe ich ihn noch nie erlebt! Gegen 15.30/16.00 Uhr gehen wir wieder in die Kinderklinik zum Füttern und warten auf den Oberarzt. Dieser kommt erst gegen 18.30 Uhr zu mir auf's Zimmer. Bernhard ist sauer, weil er bereits auf der Station auf eine Verlegung angesprochen worden ist, obwohl noch keine Entscheidung unsererseits getroffen worden ist. Die Verlegung sei notwendig, weil die Klinik nur 6 Betten im Klinikum unterhält und bereits zu diesem Zeitpunkt mit einem Kind überbelegt war. Unsere Argumente gegen eine Verlegung:

1. Medizinische Notwendigkeit vorhanden? Natürlich NEIN

2. Übernahme der Kosten für den Krankentransport - dies konnte uns der Oberarzt nicht bestätigen.

3. Zustimmung meines betreuenden Gynäkologen: diese fehlte gänzlich und diese war auch nur schwer einholbar, weil es bereits Freitag Abend war und demnach Wochenende mit nur eingeschränktem Ärzteteam.

4. Der Oberarzt sprach von der Verlegung unserer TOCHTER Carolin - demnach hatte er unseren Sohn kein einziges Mal untersucht, obwohl er uns versuchte glaubhaft zu machen, dass unsere Tochter den besten Eindruck für eine Verlegung machte!

Bei der Aussage unter Punkt 4 platzte fast der Kragen von Bernhard. Seine Stimme wurde lauter und er drohte dem Oberarzt mit der Entziehung seiner Approbation. Dr. Wild stand auf und teilte uns mit, dass es keinen Sinn mache, so mit uns weiterzureden. Ich fing zum Weinen an, weil mir alles zuviel wurde. Ich wollte keine Verlegung nach Neuburg und erst recht nicht unter diesen Umständen. Der Oberarzt verließ das Zimmer und kehrte 30 Minuten später zu uns zurück. Wir hatten uns alle wieder beruhigt und er teilte uns mit, dass wir bleiben könnten, allerdings auf Nr. 1 gesetzt werden, fall es zu weitern Engpässen kommen sollte. Am Abend versorgte ich Jonas zusammen mit meiner Mutter. Während wir Jonas versorgten, wurde eine Frau mit ihren Drillingen nach Neuburg verlegt. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Jedoch wurden dadurch auf einen Schlag 3 Plätze in der Kinderklinik frei.
Wir waren davon überzeugt, dass man uns auf eine weitere Verlegung nicht mehr ansprechen würde, zumal wir nicht in unserem Wunschkrankenhaus waren und wir auch nicht aus Ingolstadt bzw. aus der Umgebung von Ingolstadt kommen. Aber es kam mal wieder anders als erwartet!

18.10.2003:
Eine Schwester spricht mich kurz darauf an, dass ich jetzt doch hier im Klinikum bleiben könne. Soll ich jetzt Luftsprünge machen oder was sollte diese Aussage!?!?!
Bernhard und ich warten zusammen auf die morgendliche Visite. Als Prof. Keller kommt, ist bereits Bernhard nach Germering gefahren. Ich erwähne den Vorfall vom Vortag mit der Kinderklinik nicht.
Das Laufen und Aufstehen geht immer besser. Dafür nehmen meine Rückenschmerzen zu. Das lange Liegen und der Einstich der Nadel am Rücken machen sich bemerkbar. Zum ersten Mal fahre ich mit Hilfe eines Rollstuhls, den ich als Gehhilfe missbrauche, alleine zur Kinderstation. Jonas trinkt recht gut, schrammt immer wieder an einer Magensonde vorbei. Ich 'drohe' ihm immer ein wenig mit der Sonde, weil ich vor dieser selbst Angst habe.... Jonas ist sehr brav, kommt alle 4 Stunden und schreit so gut wie nie. Falls er schreit, lässt er sich sofort beruhigen. Das einzige Problem: Die Sauerstoffsättigung fällt ab und an unter den Normwert, h. h. Jonas vergisst ab und an das Schnaufen - nichts Dramatisches für ein Frühchen, aber das muss beobachtet werden. Die Ärzte beruhigen mich und ich bin auch noch nicht besonders besorgt. Seine Blutwerte sind in Ordnung und auch sonst sind keine Auffälligkeiten feststellbar.
An diesem Tag sehe ich zum ersten Mal meinen Sohn nackt - wickeln schaffe ich noch nicht, weil ich nicht lange genug gebückt bzw. aufrecht stehen kann und Angst davor habe, Jonas fallen zu lassen.
Am Nachmittag kommen Rainer und Sylvia zu Besuch, um ihren Enkel zu besuchen. Sylvia ist gelernte Kinderkrankenschwester und hat einen guten Eindruck von der Kinderklinik. Sie weist mich auf ein paar Dinge hin, die wir beachten sollten. Sylvia hat die Erfahrung gemacht, dass Frühchen besser mit 8 kleineren Mahlzeiten über den Tag verteilt auskommen als mit 6 größeren. Wir weisen die Schwestern darauf hin - diese lehnen jedoch unseren Vorschlag ab.
Im Nachhinein sind wir sauer, weil die Kinderkrankenschwestern den "Weg des geringsten Widerstandes" gegangen sind und alle Kinder auf der Kinderstation mit 6 Mahlzeiten pro Tag auskommen mussten.
Jonas hat über Nacht nicht genügend Milch getrunken. Bei mir trinkt er morgens sein Fläschchen leer. Puh - durchschnaufen..... sonst naht die Magensonde!
Jonas wiegt 2.160 g - hat also seit seiner Geburt 120 g abgenommen. Die Nahrungsaufnahme wurde auf 5 ml pro Essen erhöht (6 Mahlzeiten alle 4 Std.). Mittags schafft Jonas gerade noch sein Pensum. Evtl. wird trotzdem eine Sonde gelegt, damit er nicht das Fläschchen verweigert. Jonas kann ich kaum stillen, weil er zu schwach dafür ist, an der Brust zu trinken. Ich pumpe ab und bekomme etwas Milch (nicht viel, aber es kann noch besser werden). Ansonsten erhält Jonas HA-Nahrung.

Gute Nachricht: Prof. Keller teilt mir mit, dass ich jederzeit das Klinikum verlassen könne. Jedoch muss ich zugeben, dass ich mich dazu noch nicht in der Lage fühle. Es geht zwar Vieles von Stunde zu Stunde besser, aber meine Kreuzschmerzen werden immer schlimmer. Die Kreuzschmerzen sind schlimmer als meine Bauchwunde!

Schlechte Nachricht: Gegen 16.00 Uhr bekommt Jonas eine Magensonde gelegt, damit er es einfacher beim Trinken hat. Es wird zwar nur ein dünner Schlauch durch die Nase eingeführt, aber trotzdem tut mir mein Sohn leid. Zum Glück ist Bernhard da und steht mir bei. Ich weine und wiege meinen Sohn. Meine abgepumpte Milch bekommt Jonas mittels Spritze über die Magensonde. Hoffentlich braucht Jonas diese Sonde nicht mehr lange! Wann an eine Entlassung von Jonas zu denken ist, ist fraglich. Der Kinderarzt meint, Jonas müsse noch mindestens 3 Tage in der Kinderklinik bleiben. Insgeheim rechnen wir selbst damit, dass Jonas noch mindestens eine Woche in der Klinik bleiben muss. Alle Vitalfunktionen und Blutwerte von unserem Sohn sind ok. Nur die Kraft zum Trinken fehlt ihm sowie sein Atemproblem. Jonas muss mindestens drei Tage hintereinander richtig 'atmen' und darf keine Apnoes mehr haben.

20.10.2003:
07.30 Uhr: Jonas trinkt meine abgepumpte Milch, nuckelt an der Brust und trinkt noch seine HA-Milch. Über die Sonde muss bei dieser Mahlzeit nichts mehr eingeflöst werden. Bernhard ist auch anwesend und mir geht es wieder wesentlich besser - die Kreuzschmerzen sind fast weg. Eine Schwester hat mir den Tipp gegeben, seitlich zu schlafen. Welch ein angenehmes Gefühl. Ich kann jetzt wieder aufrechter gehen - den Rollstuhl als Gehhilfe benötige ich nicht mehr.
10.30 - 11.00 Uhr: Erste Wochenbettgymnastik - Training des Beckenbodens. Mir tut die Gymnastik sehr gut. Ich kann mich zwar noch nicht auf den Bauch legen, aber das ist 5 Tage nach einer Sectio völlig normal. An diesem Tag erfahre ich auch, dass man bei mir dei Krankengymnastik vergessen habe und ich bereits am Donnerstag Anspruch auf diese gehabt hätte! Jonas trinkt mäßig an diesem Tag. Leider hatte er 2 Sättigungsabfälle. Das bedeutet, dass sich seine Entlassung aus der Kinderklinik hinziehen wird. Meinen Jonas könnte ich andauernd knuddeln und liebkosen - es ist ein tolles Gefühl, Mutter zu sein!

21.10.2003:
Ich bin an diesem Tag sehr angespannt und streite mich mit Bernhard, weil ich der Meinung bin, dass er alles zu langsam macht. Andauernd steckt in mir die Angst, dass Jonas zu wenig trinken könnte.

22.10.2003:
Jonas schafft seine Trinkportionen nicht, muss bei jeder Mahlzeit sondiert werden. Das beunruhigt mich sehr. An diesem Tag war ich zudem sehr müde und kaputt. Psychisch nimmt mich das alles mit, obwohl es mir körperlich sehr gut ging.

23.10.2003:
Jonas isst mittelmäßig über den Tag verteilt und hat mehrere Sättigungsabfälle, sodass der diensthabende Arzt das Medikament Solosin verabreichen möchte. Am Nachmittag lasse ich eine Fütterung aus und gehe zusammen mit Mama in den Westpark zum Einkaufen. Wir wollen für Jonas noch ein paar Kleidungsstücke kaufen, da ich keine Kleidung in Größe 46 bzw. 50 besitze. Leider bekommen wir nicht das, wonach wir suchen. An diesem Tag komme ich zum ersten Mal wieder aus dem Krankenhaus heraus und nehme am 'realen' Leben teil. Es tut mir gut, ein wenig Abstand zu gewinnen. Die Lauferei strengt mich kaum an.
Am Abend kommt Bernhard und wir gehen zusammen zu unserem Sohn in die Kinderklinik. Sofort fällt mir auf, dass Jonas auf dem Bauch schläft und sehr hoch "gebettet" ist. Als ich in seine Schachtel schaue, sehe ich eine Spritze liegen mit der Aufschrift Solosin. Er bekommt das Mittel seit ca. 18.00 Uhr. Jonas hat - während wir neben seinem Bettchen stehen - einen Sättigungsabfall - der Monitor zeigt es deutlich. Dr. Haftel beruhigt uns; wir müssen Jonas einfach noch ein paar Tage oder gar Wochen  Zeit lassen. Er müsste ja normalerweise all diese Dinge (atmen, essen) noch nicht können. Als ich die Spritze sehe, fange ich an zu weinen. Bernhard tröstet mich zwar, aber es tut weh. Im Westpark habe ich viele Mütter gesehen, dei ihre Kinder im Kinderwagen spazieren gefahren haben. Ich möchte das auch endlich, weiß jedoch, dass Jonas gut in der Kinderklinik aufgehoben ist und gut betreut wird und einfach seine Zeit braucht, bis er entlassen werden kann. Er ist so klein und niedlich und ich freue mich auf ein Knuddeln mit ihm und Bernhard in unserem heimischen Bettchen. Vor dem Heimkommen habe ich keinerlei Angst - ich weiß, dass ich alles im Griff habe, auch wenn mir viele einreden, dass das auch noch mal eine Umstellung sein wird. Aber kann es wirklich schlimmer als jetzt werden? An Schlaf ist momentan kaum zu denken. Die einzige Umstellung wird noch die Nachtfütterung sein, die ich noch auslasse, um mich selbst zu erholen. Jonas hat nach wie vor einen starken Zug, aber nicht die Kraft und Ausdauer, um seine Portionen zu trinken. Meine Milch reicht einigermaßen aus, jedoch lege ich ihn kaum an meine Brust an, weil das noch anstrengender für ihn ist. Lieber pumpe ich regelmäßig Milch ab und gebe ihm meine Muttermilch über ein Fläschchen. Gerade jetzt bin ich ziemlich kaputt, manchmal frage ich mich, wo ich all die Kraft hernehmen soll, um das durchzustehen. Ich bin viel am Grübeln und denke darüber nach, warum gerade uns dieses Schicksal ereilt. Das Niederschreiben der Erlebnisse hier im Krankenhaus hilft mir, mit der Situation besser umzugehen und die Ereignisse der letzten Tage zu verarbeiten. Ich bin am Überlegen, wann ich das Krankenhaus selbst verlassen sollte. Prof. Keller stellt es mir frei, wann ich nach Hause gehen möchte.

Dr. Haftel spricht mich bei der Visite kurz an, ob wir nicht unser Kind nach München verlegen lassen möchte, weil er weiß, dass Bernhard andauernd Hin- und Herpendeln muss. Er erwähnt aber im gleichen Atemzug, dass er hier in der Neuburger Kinderklinik durch ein gutes Team betreut wird, da es nur eine kleine Einheit wäre. Da genügend Plätze noch frei sind, lassen wir Jonas lieber in Ingolstadt. Eine Verlegung nach München kommt nur in Frage, wenn man Jonas nach Neuburg verlegen müsste. Wir halten zu diesem Zeitpunkt eine Verlegung für unangebracht.

24.10.2003 Jonas ist jetzt bereits 9 Tage alt und ich bin seit 12 Tagen im Klinikum Ingolstadt. Seit gestern bekommt Jonas das Medikament "Solosin". Leider hat unser Sohn nach wie vor "Sättigungsabfälle". Vermehrte Sättigungsabfälle (mehrere pro Std.) sind erst gestern aufgetreten. An sich ein typisches Verhalten für ein Frühchen. Am Morgen ging es mir sehr schlecht - zum Glück stand mir meine Mutter bei. Ich habe Befürchtungen, dass Jonas behindert werden könne, falls diese Sättigungsabfälle weiterhin anhalten. Diese Angst konnte mir bisher keiner nehmen. Das verabreichte Medikament kann auch gravierende Nebenwirkungen haben. Bisher scheint Jonas jedoch das Medikament gut zu vertragen. Das Mittel braucht seine Zeit, um anzuschlagen.
Bei der Mittagsfütterung begleitet mich meine Mutter. Eine Kinderkrankenschwester erklärt uns noch einmal die gesamten Vorgänge und Abläufe und ich bin jetzt auch wieder beruhigter. Jonas braucht einfach noch seine Zeit und die bekommt er auch.
Nach wie vor bin ich noch alleine in meinem Zimmer und brauche auf niemanden Rücksicht zu nehmen. Eigentlich sollte eine Frau zu mir ins Zimmer gelegt werden, die ebenfalls ein Kind per Kaiserschnitt entbunden hat. Das Kind ist wohlauf und wäre sicherlich mit in unser Zimmer verlegt worden. Ob ich das psychisch gepackt hätte, ist fraglich. Meines Erachtens meistere ich die angespannte Situation ganz gut. Ich weine ausschließlich um Jonas. Von einer Wochenbettdepression kann man bei mir wahrlich nicht sprechen. Die Mutterrolle überfordert mich in keinster Weise - Muttergefühle habe ich bereits seit Monaten. Wie kann man auch ein Kind wie Jonas nicht lieben?
Meine Wochenbettgymnastik bringt meinen Kreislauf in Schwung. Ich kann mich wieder fast so gut bewegen wie vor dem Kaiserschnitt.
Ich denke erneut darüber nach, wann ich das Klinikum verlassen sollte. Lieber bleibe ich noch über's Wochenende und entlasse mich am Montag, 27.10. Es würde mir gut tun, hier herauszukommen und etwas Abstand zu gewinnen. Wie es dann jedoch mit der Stillerei laufen soll, ist mir noch nicht ganz klar. Alle 4 Std. pumpe ich Muttermilch ab. Meine Milch reicht jedoch nicht immer aus. Es kann auch sein, dass mir durch den Stress die Milch ausbleibt oder ich einfach nicht genügend 'produziere'. In meinen Augen steht jedoch die Gewichtszunahme sowie die Minderung der Sättigungsabfälle beim Jonas im Vordergrund. Falls ich nicht weiter stillen kann, bricht für mich keine Welt zusammen. Jonas' Wohlbefinden steht im Vordergrund!
Jonas muss jetzt 'nur' noch 45 ml statt bisher 55 ml pro Mahlzeit trinken. Dafür bekommt er ein Pulver in die Muttermilch, die sehr nahrhaft und kalorienreich ist. Am Abend wird unser Sohn vom Chefarzt Prof. Henrichs untersucht - auch er ist zufrieden
mit Jonas und teilt uns mit, dass wir nach wie vor Geduld brauchen, bis Jonas vollständig "gesund" ist. Außer den Sättigungsabfällen ist bei Jonas alles in Ordnung. Jetzt haben bereits viele Ärzte unseren Sohn untersucht und wir müssen ihnen vertrauen. Am Abend verlasse ich das Klinikum und gehe zusammen mit Bernhard ins El Chico zum Fajitas-Essen. Es schmeckt köstlich!

25.10.2003.
Mir geht es von Tag zu Tag besser. Leider habe ich Probleme mit meiner Haut - vor allem um meine Augen. Die Haut um meine Augen ist gerötet. Es sieht so aus als hätte ich einen Neurodermitis-Schub, was ich bisher noch nicht gehabt habe. Eine Krankenschwester erklärt mir, dass wir noch einen Tag abwarten sollten und uns erst dann an den zuständigen Arzt wenden sollten. Ihr Verhalten zeigt, dass mal wieder Wochenende ist und nur wenige Ärzte greifbar.
Mittags habe ich zusammen mit Bernhard das erste Foto-Shooting mit JONAS veranstaltet. Wir sind auf die ersten Fotos gespannt!
Heute habe ich den Entschluss gefasst, am kommenden Montag das Klinikum zu verlassen - leider ohne Jonas. Nach wie vor ist es unklar, wie lange unser Sohn noch in der Kinderklinik bleiben muss. Wir gehen davon aus, dass er mindestens noch eine ganze Woche bleiben muss. Jonas schafft seine Trinkeinheiten nicht und wir müssen bei jeder Mahlzeit sondieren. Sogar daran kann man sich fast gewöhnen! Dafür hat Jonas bereits am 11. Lebenstag sein Geburtsgewicht erreicht - er wiegt sogar 20 g mehr als bei seiner Geburt.
Am Abend bade ich meinen Sohn zum ersten Mal. Jonas findet das gar nicht schön und schreit wie am Spieß. Er lässt sich kaum beruhigen. Meine Angst wächst, dass er durch meine Hände flutschen könnte und er ins Wasser fällt. Er wehrt sich mit Händen und Füßen. Meinen Sohn habe ich bisher noch nie so schreien gehört! Bernhard und die Schwester beruhigen mich zwar, aber sie merken, dass ich sehr verunsichert bin. Wir beenden das Baden sehr zügig.
Seit dem gestrigen Nachmittag habe ich eine neue Bettnachbarin. Sie heißt Antonella, ist schwanger und erwartet Zwillinge. Antonella ist Italienerin und wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut. Anfang November sollen ihre Zwillinge per Sectio auf die Welt gebracht werden. Sie wurde eingewiesen, weil man beim Ultraschall feststellte, dass der eine Zwilling 'nur' 1.800g wiegen würde und das zuwenig wäre.
Am Nachmittag bin ich bei Mama und Karl zum Kaffeetrinken eingeladen. Ich probiere zum ersten Mal wieder eine normale Hose an und habe ein Aha-Erlebnis - ich passe in die Hose besser herein als vor meiner Schwangerschaft! Die Wochenbettgymnastik scheint gut anzuschlagen. Außerdem bin ich so gut wie beschwerdefrei.
An diesem Vormittag wurden mir die Fäden gezogen. Das hat sich angefühlt, als wenn man ein gut sitzendes Pflaster von der Haut abzieht.

26.10.2003.
Diesen Tag würden wir am liebsten aus unserem Gedächtnis streichen. Angefangen hat es bereits morgens, als meine Bettnachbarin erwähnte, dass sie kaum laufen könne. Ich habe ihr geraten, der Hebamme Bescheid zu geben. Als Antonella vom CTG zurück kam, teilte sie mir mit, dass sie bereits Wehen hätte. Als Bernhard und ich in der Kinderklinik waren, teilte ich der Ärztin mit, dass wahrscheinlich noch Zwillinge auf ihre Station verlegt werden könnten. Mir war bewusst, dass - wenn die Zwillinge von Antonella in die Kinderklinik müssen - alle Betten belegt sind und Jonas verlegt werden muss. Antonella's Sectio war für 13.15 Uhr angesetzt, weil bereits die Wehen in immer kürzeren Abständen erfolgten. Eine Stunde später sollte unser Sohn nach Neuburg verlegt werden. Wie bereits vor über einer Woche (am 17.10.) bot man uns keine Alternative an, obwohl wir mehrmals darauf hingewiesen haben, dass wir unser Kind nur nach München verlegen lassen wollen. Wir hatten mal wieder Wochenende und eine Verlegung war nicht zu organisieren. Die diensthabende Kinderärztin Frau Dr. Lehmann teilte uns mit, dass sie einen Krankentransport nach München nicht gewährleisten kann. Daraufhin telefonierten Bernhard und ich uns die Finger wund mit dem Ergebnis, dass wir als Privatpersonen einen solchen Krankentransport nicht selbst organisieren können, sondern durch die Kinderklinik selbst veranlasst werden muss. Bernhard und ich waren auf "180". Wieder einmal mussten wir die Missorganisation der Kinderklinik Neuburg ausbaden. Ich packte sofort meine Sachen und machte mich 'reisefertig'. Dann kamen noch zwei Ärzte der Neuburger Kinderklinik und wollten mit uns diskutieren. Man teilte uns schließlich mit, dass Jonas noch bis zum nächsten Tag bleiben könne, aber nur unter der Voraussetzung, über Nacht wird kein weiteres Kind mehr in die Kinderklinik eingeliefert. Ab diesem Zeitpunkt hieß es Daumen-Drücken. Die Anspannung war für uns enorm. Für die Ärzte war eine Verlegung nach Neuburg eine der normalsten Dinge der Welt. Außerdem wurden wir bereits vor 1 1/2 Wochen darauf hingewiesen, dass wir die nächsten sind (bzw. Jonas), die hier aus dem Klinikum wegmüssten, sobald ein Bett gebraucht wird. Die Station mit 6 Betten ist eine Außenstelle von Neuburg und man muss mal die Frage stellen, warum es nur so wenige Betten für Neugeborene mit "Problemen" gibt. Vor allem, weil hier im Klinikum sehr, sehr viele Kinder auf die Welt gebracht werden und es im Umkreis von 50 km keine andere Kinderklinik - außer der Neuburger Kinderklinik - gibt. Die Kinderärztin sagte uns, dass diese Abteilung im Klinikum Ingolstadt ein "Luxus" sei, vor allem, weil die Mütter nur wenige Schritte gehen müssten, um zu ihrem Kind zu kommen. Wir fühlen uns nicht gut behandelt und laufend unter Druck gesetzt.
Meine Abschlussuntersuchung wurde von Frau Dr. Hasenfratz durchgeführt, die ich bereits am Abend der Einlieferung kennen lernte. Mit mir ist alles in Ordnung.
Falls morgen alles planmäßig verläuft, wird Jonas gegen 13.00 Uhr nach München in die Kinderklinik Dritter Orden verlegt. Diese Klinik besitzt einen guten Ruf und wir haben in Erfahrung gebracht, dass noch Plätze frei sind und Kinder aufgenommen werden können. Nach der Verlegung kehrt hoffentlich wieder etwas mehr Ruhe in unser Leben ein. Gute Nachricht: Obwohl Jonas zur Zeit recht schlecht trinkt, nimmt er gut zu. Das liegt mitunter an seiner Magensonde. Er wiegt jetzt bereits mehr als bei seiner Geburt.
Auffällig sind die verschiedenen Aussagen der Ärzte über den Gesundheitszustand unseres Sohnes Jonas. Sie sprechen davon, dass Jonas der nächste ist, der verlegt werden muss, aber im gleichen Atemzug sprechen sie davon, dass Jonas ein Medikament nehmen muss und ständig überwacht werden muss. Es könne sogar sein, dass er intubiert werden muss, aber angeblich ist er in "bester Form", um verlegt werden zu können. Dass er noch einige Tage überwacht werden muss, ist uns allen klar. Jonas braucht noch seine Zeit - schließlich wäre er noch ca. 4 Wochen in meinem Bauch. Wir haben den Eindruck, dass die Ärzte die Argumente drehen und wenden, wie sie es gerade brauchen. 

27.10.2003.
In der Früh bin ich noch ein wenig angespannt und gehe sofort nach der Visite in die Kinderklinik, um zu erfragen, ob bereits ein Krankentransport organisiert worden ist. Die zuständige Ärztin teilt mir mit, dass sie noch nichts erreicht habe, jedoch gleich noch einmal mit der Münchner Kinderklinik telefonieren werde. Nach einer Stunde ist es ‘amtlich’: Jonas kann endlich nach München in die Kinderklinik Dritter Orden verlegt werden. Ich gehe zurück auf die Station und warte auf das Krankentransport-Team.
Gegen 14.00 Uhr wird Jonas abgeholt und im Brutkasten nach München gefahren. Da ich nicht mitfahren darf, fahre ich mit meinem eigenen Auto hinterher. In der Früh habe ich bereits mein Auto umgeparkt, damit ich meine Tasche nicht so weit zum Auto schleppen muss. Leider war ich ganz alleine und niemand konnte mich unterstützen. Bernhard und meine Mutter mussten arbeiten, sodass ich auf mich alleine gestellt gewesen bin. Durch die Verzögerung des Transportes, habe ich mir einen Strafzettel mit einer Geldstrafe von 10 Euro eingehandelt (wegen Überschreiten der Parkzeit). Der Strafzettel kostet mich nur ein müdes Lächeln! Ich fahre so schnell wie möglich nach München und schaffe es nicht, den Krankenwagen einzuholen, obwohl ich recht flott unterwegs war!
Jonas wird sofort auf die FUN-Station (FUN = Früh- und Neugeborenen-Station) in der Münchner Kinderklinik verlegt. Er wird in den nächsten 3 Tagen intensiver überwacht werden, da Jonas neu auf der Station ist und die Krankenschwestern ihn noch nicht kennen. Von der Kinderklinik habe ich einen sehr guten ersten Eindruck.
Beim Verlassen der Kinderklinikam Abend treffen wir zufällig eine ehemalige Schulfreundin von mir. Nina Werding arbeitet seit einigen Monaten im Dritten Orden als Chirurgin. Nina und ich besuchten gemeinsam die 6. Klasse im Reuchlin-Gymnasium in Ingolstadt. Wir haben uns zwar seit Jahren nicht mehr gesehen, aber sofort wieder erkannt und uns kurz unterhalten. Daraufhin haben wir vereinbart, dass wir uns öfters in der Klinik treffen, wenn sie dazu Zeit hat.

28.10.2003:
In der Nacht hat Jonas seine Mahlzeiten komplett ausgetrunken; deshalb hat er jetzt auch keine Magensonde mehr. Die Umstellung auf 8 Mahlzeiten à 35 ml hat voll angeschlagen. Ich habe das Gefühl, dass es jetzt stetig aufwärts geht. Ich bin wieder fast in Topform und habe noch so einiges zu erledigen. Heute habe ich mich um dei Wäsche gekümmert, Termine abgesagt bzw. neue vereinbart (Arzt, Autoinspektion, Reifenwechsel, etc.), meine Milchpumpe in der Apotheke besorgt, noch ein paar Leute benachrichtigt, dass ich wieder in Germering erreichbar bin. Dann habe ich noch einige Kleidungsstücke aussortiert und dei Sommerklamotten weggeräumt. Es war eine gute Entscheidung, nach München zu gehen. Jonas isst besser, hat keine Sättigungsabfälle und wird in der Münchner Kinderklinik bestens aufgepäppelt. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn bereits eher verlegen lassen. Ich bin psychisch sehr stabil und voller Elan. Natürlich freue ich mich jeden Tag darauf, zu Jonas zu gehen, ihn zu füttern und zu streicheln. Seine Essenszeiten sind jeweils um 01.00/04.00/07.00/10.00/13.00/16.00/19.00/22.00 Uhr. Ich komme zu 3 Mahlzeiten. Nachts darf man nur in die Klinik, wenn man voll stillt. Heute habe ich Jonas noch nicht angelegt. Meine Milch würde zwar ausreichen, aber ob er genügend erwischt, ist fraglich. Da es momentan mit der Trinkerei so gut klappt, möchte ich ihn nicht irritieren. Die Abpumperei ist zwar lästig, aber man gewöhnt sich auch daran. Jonas hat innerhalb von einem Tag 70 g zugenommen und wiegt jetzt über 2.400 g. Man sieht ihm an, dass es ihm gut geht.

29.10.2003:
Ich schlafe immer besser, wen wundert's, wenn man zuhause neben seinem Mann schlafen darf . Mit Jonas geht es jetzt aufwärts. Er scheint einen großen "Schub" gemacht zu haben. Die Münchner Luft scheint ihm gut zu tun. Ich bin froh, dass wir Jonas hierher verlegt haben! Alle Schwestern hier in der Kinderklinik sind sehr, sehr nett und hilfsbereit. Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass meine Milch nicht ausreicht. Die Schwestern meinen zwar, dass es noch mehr werden kann, wenn Jonas direkt an meiner Brust trinkt, aber ich bin nach wie vor skeptisch. Ich pumpe alle 4-6 Std. ab und lege Jonas 1 x pro Tag direkt an meine Brust an.

30.10.2003:
Heute Morgen war ich bereits früher als gewöhnlich in der Kinderklinik, weil ich bei der Visite anwesend sein wollte. Es gab gleich ein positives Erlebnis: Jonas durfte bereits in ein anderes Zimmer umziehen, weil es ihm so gut ging. Die Ärztin war sehr zufrieden mit dem Gesundheitszustand von Jonas. Natürlich wird er nach wie vor noch überwacht werden, da er das Medikament "Bronchoparan" bekommt. Bald kann es aber abgesetzt werden. Das Mittel wird schlagartig abgesetzt und Jonas muss nach dem Absetzen - sobald das Mittel aus dem Körper vollständig ausgespült ist - ins Schlaflabor. Jonas trinkt gut und hat seit 2 Tagen keine Sättigungsabfälle mehr - nur noch kleine beim Trinken, weil er zu hastig trinkt und viel Luft schluckt. Ich schlafe mittlerweile noch besser und vor allem wieder sehr, sehr tief. Wenn alles gut verläuft, können wir Jonas Ende nächster Woche (05.11./06.11.) mit nach Hause nehmen. Ich sprach die Ärztin noch auf eine neurologische Untersuchung an. Sie meinte, dass diese Untersuchung zur Zeit nichts bringen würde. Wir wollen einfach uns nicht nachsagen lassen, dass wir nicht alles für unseren Sohn getan haben. Mittlerweile wiegt Jonas 2.536 g - er nimmt zur Zeit sehr gut zu. Alles sind sehr zufrieden mit ihm. Seitdem ich mit anderen Frauen gesprochen habe, die "wirkliche" Frühchen (SSW 25-28) haben, bin ich beruhigter, weil ich sehe, welche Unterschiede das zu unserem Sohn sind. Frühchen mit einem Geburtsgewicht von 700 - 900 g kommen heutzutage "durch" - ohne Behinderungen. Dagegen ist Jonas ja ein kleiner "Dicker"!

31.10.2003:
Mir geht es immer besser. Gerade eben war ich bei Jonas. Ich fange an, ihn wie wahnsinnig zu vermissen, wenn ich alleine bin (in unserer Germeringer Wohnung). Die ganzen Kindersachen stehen zuhause herum und warten auf Jonas. Bei der heutigen Morgenvisite habe ich erfahren, dass das Mittel "Bronchoparan" evtl. am nächsten Tag abgesetzt werden kann. Am Mittwoch - also voraussichtlich in 5 Tagen - kommt Jonas ins Schlaflabor zur Überwachung. Hoffentlich läuft alles nach "Plan". Nur noch wenige Tage und wir können mit Jonas rund um die Uhr knuddeln! Viele meinen zwar, dass wir mehr Stress haben werden, wenn wir zuhause sind, aber stressiger als jetzt kann es wohl kaum noch werden! Jonas darf endlich mal in unser Bettchen und mit mir und Bernhard kuscheln!
Abends gegen 18.00 Uhr: An einer roten Ampel fährt mir hinten ein Autofahrer mit einem Kleintransporter rein. Ich bekomme sofort leichte Kopfschmerzen, kann aber weiter mit dem Auto fahren. Da ich unsicher bin und wir eh auf den Weg in die Kinderklinik sind, gehe ich in die Notaufnahme vom Dritten Orden und lasse mich vorsichtshalber untersuchen und röntgen. Zum Glück ist alles in Ordnung und ich muss keine Halskrause tragen.

01.11.2003:
Als wir heute Morgen in die Klinik kamen, sah ich sofort, dass Jonas noch das Mittel "Bronchoparan" verabreicht bekommen hat. Das ärgerte uns beide, weil bereits am Vortag mit der Stationsärztin vereinbart war, dass das Mittel ab Samstag (also heute) abgesetzt wird. Wir redeten mit der Schwester und bald darauf kam eine andere Stationsärztin, die unseren Sohn untersuchte und nichts gegen das Absetzen des Präparates hatte. Da hatten wir mal wieder Glück, dass wir am Feiertag eine Ärztin gefunden haben, die das entscheiden konnte und durfte. Aber man muss sich immer dahinter klemmen, dass man das erreicht, was "vereinbart" war. Unser Gesundheitssystem ist echt schrecklich. Man muss immer am Ball bleiben, damit was vorwärts geht. Auf jeden Fall waren wir davon überzeugt, dass Jonas ohne "Bronchoparan" auskommen wird. Er hat in den letzten Tagen einen großen Schub gemacht. Das merkt man ganz deutlich! Am Nachmittag kam der Opa von Bernhard, Anni und Konrad zu Besuch. Wir waren gemeinsam am Grab von Bernhard's Mama und danach beim Kaffeetrinken bei Sylvia und Rainer. Sylvia erzählten wir vom Absetzen des Medikaments. Sie war nicht davon überzeugt, dass unser Jonas es so schnell ohne Medikament schaffen würde, weil er am Vorabend noch leichte Abfälle beim Trinken hatte. Falls Jonas zu schnell trinkt, verschluckt er sich leicht und das führt zum Teil zu einem Sättigungsabfall. Bis zum Abend hatte Jonas keinen Abfall. Wir hatten also recht, dass Jonas das schaffen wird!
 

02.11.2003:
Jonas hatte auch über Nacht keinen einzigen Sättigungsabfall. Wir sind erleichtert. Meine Mutter kam mittags mit den ganzen Geschenken, die noch bei ihr gelegen haben inklusive Stubenwagen und den restlichen Babysachen. Wir fuhren gemeinsam in die Kinderklinik zu Jonas. Sie ist immer total verzückt, wenn sie ihren Enkel sieht.

Highlight: Am Abend trinkt Jonas ca. 40 ml von meiner Brust - bald kann ich ihn voll stillen! Er hat innerhalb von einer Woche über 400 g zugenommen! Natürlich mit Hilfe eines "Power-Pulves", welches sehr kalorienreich ist. Wir ersehnen den kommenden Donnerstag - dann darf Jonas endlich nach Hause, falls alles so weiterläuft wie bisher! Bin ich froh, wenn Jonas endlich daheim ist!

03.11.2003:
Heute Morgen hat Jonas beide Brüste ausgetrunken und einen richtig guten Zug gehabt. Danach hat er sogar noch 20 ml Milch aus der Flasche getrunken, obwohl er als Untergrenze 40 ml hat. Ich bin so richtig stolz auf uns beide. Die Mittagsmahlzeit lasse ich aus, weil ich noch ein paar Dinge erledigen muss. Außerdem war Jonas in den letzten 2-3 Tagen recht "aktiv" am Nachmittag, sodass ich gespannt bin, wenn ich später zu ihm gehe und ihn stille. Jonas ist wirklich ein Bilderbuch-Kind in unseren Augen. Viele versuchen mir einzureden, dass es stressiger wird, wenn er zuhause ist, aber jetzt ist für mich und Bernhard die Fahrerei zur Kinderklinik sehr, sehr stressig. Ich habe keine Angst davor, mit Jonas nach Hause zu kommen. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass wir in 3 Tagen zuhause in Germering sein können. Ich freue mich auf Spaziergänge im Freien, auf Besuche und darauf, ihn dann in meinen Arm legen zu können, wann ich will. Mit der Stillerei und dem Rest werde ich sicherlich klarkommen. Heute Mittag habe ich noch schnell ein paar nette Klamotten beim C&A für Jonas erstanden. Babysachen in Größe 50 und 56 hatte ich kaum und für Frühchen gibt es kaum Kleidung. Am Nachmittag hat mich mein Gräfelfinger Gynäkologe angerufen und wollte wissen, ob alles mit der Verlegung geklappt hat. Nachdem ich ihm kurz berichtete, war er beruhigt. Echt nett von ihm, dass er mich gleich nach seinem Urlaub angerufen hat und sich nach uns erkundigt hat! Das zeichnet wohl einen guten Arzt aus, oder? Am Nachmittag war Jonas so müde, dass er nicht von meiner Brust trinken will. Immerhin hat er dann noch 30 ml aus der Flasche getrunken. Er war richtig schlapp - ich aber auch! Ich komme zur Zeit kaum zur Ruhe und sollte mich eigentlich auch noch etwas schonen. Immerhin ist mein Kaiserschnitt erst 19 Tage her. Jedoch fühle ich mich recht fit, auch wenn ich ab und an müde bin. Das ist jedoch in meiner momentanen Situation normal. Meine Wunde schmerzt kaum noch - ich kann mich völlig normal bewegen. Ich meine, dass die Operation (Sectio) bei mir sehr gut verlaufen ist, weil ich kaum Beschwerden habe. Von anderen Frauen weiß ich, dass sie mehr Probleme hatten.

04.11.2003:
Heute bin ich wieder zusammen mit Bernhard um 5.00 Uhr aufgestanden. Mein erster Gang führte mich zur Medela-Milchpumpe. Danach habe ich noch meine Buchhaltung erledigt (Rechnungen geschrieben, USt-Voranmeldung ausgefüllt, etc.) war beim Einkaufen, auf der Bank, beim Media Markt. Was ich momentan so erledige, wundert mich selbst. Man wächst wirklich mit den Aufgaben. Mittags nahm ich bei meiner ersten Rückbildungsgymnastik-Stunde teil. Als ich dort Mütter mit ihren Kindern gesehen habe, hätte ich weinen können. Ich darf mein Kind "nur" tagsüber sehen und die viele Fahrerei zwischen Germering und der Kinderklinik wird immer stressiger. Die Gymnastik hat mir sehr gut getan - endlich wieder etwas Sport. Sport hat mir in den letzten Monaten sehr gefehlt.
Heute Morgen hat Jonas 50 ml aus meiner Brust getrunken und noch weitere 30 ml Milch aus der Flasche. Er wird immer gieriger und wurde heute auf 6 Mahlzeiten pro Tag umgestellt. Somit muss ich nachts nur 1x aufstehen. Vorausgesetzt daheim läuft es genauso gut wie hier in der Klinik. Aber davon gehe ich aus! Schwester Yvonne ist auch sehr zuversichtlich und beruhigt mich und gibt mir viele Tipps mit auf den Weg.

05.11.2003:
Jetzt gerade bin ich etwas aufgewühlt und ein wenig sauer, weil ich erfahren habe, dass Jonas erst am Freitag entlassen werden kann - vorausgesetzt die Auswertung des Schlaflabors von heute auf morgen erlauben eine Entlassung. Ja klar, es ist zwar nur ein Tag länger, aber ich will endlich meinen Sohn selbst versorgen. Außerdem habe ich zur Zeit nicht genügend Milch für Jonas. Das liegt sicherlich an der Situation und dem ganzen Stress. Ich kann Jonas nicht voll stillen, sondern muss zufüttern. Man bekommt überall eingeredet, dass Stillen das BESTE sei, aber dafür benötigt man Ruhe, die ich hier in der Kinderklinik einfach nicht so habe, wie wenn ich zuhause wäre. Nebenbei habe ich bei der heutigen Visite noch erfahren, dass Jonas in der Nacht vom 03.11. auf den 04.11. einen Sättigungsabfall hatte (Wert unter 80-genauer gesagt 79) und etwas Sauerstoff zur Beatmung bekommen hat. Niemand hat mir davon gestern erzählt. Der Abfall an sich verunsichert mich nicht mal so sehr, sondern die Tatsache, dass man es mir nicht mitgeteilt hat. Bei der Visite hat der diensthabende Oberarzt nichts gegen eine Entlassung am Freitag (also in 2 Tagen).
Die Situation für mich ist nach wie vor anstrengend. Bernhard könnte rund um die Uhr arbeiten und kann mich deshalb nur wenig unterstützen. Es hängt sehr viel an mir. Dann kümmere ich mich um den Haushalt, gehe einkaufen, erledige Dinge für Bernhard, etc. Manchmal wird's mir fast zuviel, aber man/frau ist stärker als man denkt.
Ich hoffe, dass die Auswertungen des Schlaflabors nichts zutage bringen, die uns verunsichern bzw. die Entlassung auf unbestimmte Zeit verschieben würden. Jonas macht nach wie vor einen guten Eindruck und ist sehr zufrieden - außer er hat Hunger. Gestern Abend hatte Bernhard seinen Sohn auf dem Arm. Als ich mich über ihn beugte, drehte Jonas den Kopf zu mir und gab mir ein Küsschen. Und das mehrere Male hintereinander. Das war richtig ergreifend! Ein ganz tolles Erlebnis! Wahrscheinlich hat er mich am Geruch erkannt und sofort die Brust oder Flasche gesucht. Jonas kennt natürlich meinen Geruch, meinen Herzschlag und merkt meine Anwesenheit.
Am Nachmittag erfolgte eine gründliche Untersuchung durch den Assistenzarzt. Er untersucht Jonas mittels Ultraschall am zentralen Nervensystem sowie am Herzen. Das war sehr interessant dabei zuzusehen. Jonas war auch sehr brav, obwohl er Hunger hatte. Ich konnte ihn jedoch ganz gut beruhigen. Jonas scheint keine Probleme mit der Umstellung auf 'nur' 6 Mahlzeiten pro Tag zu haben. Jonas isst gut, hat seine wachen Phasen und schreit wirklich nur, wenn er Hunger hat. Irgendwie muss man sich ja ausdrücken, wenn man noch nicht sprechen kann, oder? Heute hatte eine neue Schwester Dienst, die mich gleich darauf angesprochen hat, wie hübsch unser Sohn ist. Ja, er ist wirklich ein süßes Baby!

06.11.2003:
Heute scheint wirklich der letzte ganze Tag in der Klinik für Jonas zu sein. Als ich heute Morgen in Jonas' Bettchen sag, lag er ganz friedlich und schlief noch. Er ist wirklich knuffig. Ich könnte ich andauernd knuddeln. Heute Morgen habe ich ihn zum zweiten Mal gebadet und es war wesentlich entspannter als beim ersten Mal noch in Ingolstadt. Nackt ist Jonas wirklich noch klein und zierlich und man denkt andauernd, er rutscht einem aus der Hand. Seine Ärmchen und Beine sind sehr dünn, obwohl er bereits seit seiner Geburt über 600 g zugenommen hat. Die Ärztin war bei der Visite sehr zufrieden mit Jonas, die Auswertung vom Schlaflabor noch nicht fertig. Ich gehe davon aus, dass alles in Ordnung ist und Jonas am nächsten Tag entlassen werden kann.
Am Nachmittag fing mich die Stationsärztin beim Betreten der Station ab und teilte mir mit, dass die Auswertung des Schlaflabors auffällig gewesen ist. Zuerst war ich völlig geknickt, doch im nächsten Satz teilte mir die Ärztin mit, dass wir morgen trotzdem Jonas mit nach Hause nehmen können. Ich war nach diesem kurzen Gespräch sehr verunsichert, dass ich mit einem anderen Arzt sprechen sollte, zumal Jonas entlassen wird, aber wir einen Heimmonitor nach Hause mitbekommen werden. Dieser Monitor soll über Nacht an Jonas angeschlossen werden, um den plötzlichen Kindstod zu verhindern. Das war immer meine größte Sorge, als ich früher bei Familie Schmelter auf die Kinder aufgepasst habe. Oft bin ich zu den Kindern nachts ins Zimmer gegangen und habe meine Hand auf ihren Mund gelegt oder sie berührt, um zu sehen, dass sie noch atmen. Hoffentlich habe ich jetzt nicht ständig diese Angst bei meinem eigenen Sohn. Der Monitor muss mindestens 3 Monate - wenn nicht 12 Monate - eingesetzt werden. Das macht mich einerseits traurig; andererseits wird vieles einfacher, wenn ich mit Jonas zuhause bin. Dr. Seidel, der mit mir sprach, beruhigte mich, aber Sorgen macht man sich trotzdem. Alle Schwestern und Ärzte sagen zwar, dass Jonas einen gesunden Eindruck macht, aber trotzdem bin ich jetzt leicht verunsichert. Der Monitor ist eine reine Vorsichtsmaßnahme und zur Beruhigung der Eltern gedacht. Am Nachmittag wird mir noch der Monitor sowie das Anstecken der Elektroden an Jonas genauestens erklärt. 

07.11.2003:
ENTLASSUNGSTAG: Heute durften wir Jonas endlich zu uns nach Hause holen! Bernhard ist bei mir und wir erhalten im Abschlussgespräch mit der Ärztin den Entlassungsbericht sowie einen Reanimationskurs in Kurzform. Wir gehen zwar davon aus, dass wir Jonas nicht wiederbeleben müssen, aber schaden tut diese Vorbeugungsmaßnahme sicherlich nicht.

Nach Jonas' erster Fütterung zuhause erledigen wir einige Einkäufte gemeinsam. Jonas schläft seelenruhig in seinem Maxi Cosi. Alle Leute, die Jonas angeschaut haben, waren begeistert von ihm. Ist schon irre, wie man mit einem Säugling auffällt. Und alles war so entspannt und easy! Aber das habe ich auch nicht anders erwartet. Jonas wurde mit 2.960 g entlassen - er hat innerhalb von 12 Tagen 630 g zugenommen.

Zusammenfassung:

Seitdem wir zuhause waren, empfanden wir das Zusammenleben unproblematisch. Jonas entwickelte sich völlig zeitgemäß und bereitet uns fast nur Freude. Das Stillen habe ich ab Weihnachten aufgegeben, weil Jonas meine Brust verschmähte, sodass er ein reines "Flaschenkind" wurde. Er nahm gut zu und schlief in den ersten Wochen bzw. Monate noch sehr viel. Nachts musste ich nur 1 x aufstehen und ihn versorgen - nur in wenigen Nächten musste ich 2 x aufstehen, um ihn zu füttern. Bis zum heutigen Tage (immerhin nach knapp 5 Monaten) musste ich mir noch keine Nacht um die Ohren schlagen.

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